Jürgen K. arbeitet seit vielen Jahren bei einem Telekommunikationsanbieter. Natur und Umwelt spielen bei ihm eine große Rolle. Vielleicht auch die größte Rolle. Er muss jeden Tag zu seiner Arbeitsstätte pendeln. Dafür nutzt er selbstverständlich Bus und Bahn. Es dauert nicht lange. In etwa 35 Minuten ist er vor Ort bei seinem Arbeitgeber. In der Stadt nutzt er sein Fahrrad. Ein Akku-unterstütztes Lastenrad hat er auch. Damit fährt er einkaufen, bei jedem Wind und Wetter. Hin und wieder kauft er beim Metzger ein. Denn er will auch die regionalen Lieferanten fördern. Er macht alles richtig. Das ist ihm klar.  Die Mehrheit der Menschen lebt, seiner Ansicht nach falsch. Warum? Das versteht er nicht. Ist ihm eigentlich auch egal, wäre da nicht sein Nachbar. Der Nachbar besitzt 3 Fahrzeuge und hat zwei schulpflichtige Kinder. Keines davon braucht ein  Automobil. Die Kinder haben noch kein Führerschein. Ein E-Fahrzeug hat sein Nachbar auch. Doch das bringt bei dem nichts. Er denkt sich oft:  „Solche, Menschen wie sein Nachbar sind schuld daran, dass es unserer Umwelt, unseren Tieren so schlecht geht.“,“ Soviel Treibstoff wie sein Nachbar mit seinem Beruf in unsere Luft bläst, steht in keinster Weise in Relation zu dem, was er leistet. Dem sollte man alles verbieten!“. Geht ihm durch den Kopf.  

Der Nachbar von Jürgen K. ist selbständig. Was Jürgen nicht weiß. Er berät Unternehmen in der Organisation und Umsetzung eigener Energiequellen. Dabei spielt der Ausbau von Photovoltaik, Wind und Thermischen energiequellen in der eigenen Produktion eine große Rolle. Den Unternehmen geht es vorrangig darum, die Kosten in der Produktion zu reduzieren. Ein Nebeneffekt ist die Klimaneutralität des jeweiligen Unternehmens. Nicht alle werden nach seiner Beratung und Hilfe Klimaneutral. Jedes Unternehmen wird jedoch effizienter. Auch größere Konzerne fragen hin und wieder seine Dienstleistungen an. Auch der Telekomunikationsanbiter und Arbeitgeber von Jürgen K. Der Konzern ist groß. Der Konzern hat viele Jahre nichts in die Energiegewinnung und Klimaneutralität investiert. Wie denn auch. Der Wettbewerb ist hart. Telekommunikation ist aufwendig und die wenigen Wettbewerber kämpfen jeden Tag um Marktanteile. Bisher gab es billige Energie aus der Steckdose. Überall in Deutschland. Atom- und Kohlestrom sei Dank. Heute ist der Bedarf an Energie unglaublich groß geworden. Server, Verbindungsknoten, Schaltanlagen, Antennen und Gebäude des Unternehmens brauchen Energie. Viel Energie. Die Bilanzen werden mit dem Fokus auf die CO₂-Neutralität geschmückt. Es werden keine Zahlen veröffentlicht, nur Daten in Prozent. Das Unternehmen will 80 % der CO₂-Reduktion in den nächsten 10 Jahren umsetzten. Heute ist das Unternehmen ein Klimakiller. Das wissen aber nur wenige. Einer davon ist der Nachbar von Jürgen K. Er unterstützt viele Projekte des Telekommunikationsanbieters und hat mit seiner Arbeit in Unternehmen schon mehr als das 10000-fache an CO₂ eingespart als es Jürgen K. in seinem gesamten Leben könnte. 

Es genügt nicht, wenn wir E-Bike, E-Fahrzeug fahren und Photovoltaik auf unsere Dächer schrauben. Wenn Jürgen etwas Gutes tun wollte, müsste er bei seinem Arbeitgeber kündigen. Was ihn daran hindert, ist sein Glaube. Sein glaube, nur er machte alles richtig. Wir Deutschen machen alles richtig.

Ja, diese Geschichte deckt viele Klischees ab. Ja, die Geschichte wurde zusammengestrickt, aus dem Leben von verschiedenen Einwohnern aus Ostfildern. Jürgen und der Nachbar sind mehrere Personen. Aber die Geschichte stimmt am Ende. Eben nur aus der Sicht von verschiedenen Einwohnern unserer Stadt. 

Und es passiert tatsächlich: In Deutschland wird ein Atomkraftwerk nach dem anderen abgeschaltet. Gleichzeitig diskutieren wir, ob das richtig oder falsch ist. Die einen werden als Klimakiller denunziert. Die anderen sind sich gar nicht bewusst, was Sie unserer Welt antun. Das beste E-Bike, der ÖPNV oder E-Fahrzeuge brauchen Energie. Energie in der Herstellung, in Betrieb, in der Wartung und am Ende im Recycling. Die Entscheidung unsere Kraftwerke abzuschalten ist gefallen! Es wäre an der Zeit zu handeln. Ich hoffe, dass die aktuelle Regierung das Eigene handeln überdenkt.  Ich wünsche mir etwas weniger Denunziantentum so mancher „Klimaschützer“.

Wir sollten unsere Zukunft als Chance sehen.

Unsere Politik hatte sich bisher dem Lobbyismus und der Zentralisierung unserer Energieversorger verschrieben. Eine Stromautobahn soll das Problem richten. Das wird diese Lösung jedoch niemals können. Einzig die Abhängigkeit zu unseren großen Stromanbietern wird größer. Sogar regionale Energieversorger geraten langfristig unter Druck. Gerade wir in Baden-Württemberg hatten bisher einen ausgezeichneten Strommix. Dies gilt es weiterhin zu verbessern. 

Unsere lokalen Lösungen müssen exportier fähig sein. Denn es ist schön, wenn wir bei uns ein vorbildliches Leben führen und anderen vorführen, wie toll wir sind. Unsere Ideen müssen auch anwendbar und wirtschaftliche Komponenten berücksichtigen. 

Regionale und nachhaltige Energieerzeugung stärken.

Wir sollten mehr unsere dezentralen Potenziale beim Ausbau der Wind- und Photovoltaikanlagen nutzen und dabei den Fokus auf lokale / regionale Stärkung von Photovoltaikanlagen auf Dach- und Gebäudeflächen, Doppelnutzungen wie Wind- oder Solarenergie, Landwirtschaft und Wasserenergie setzen.

Natürlich sind wir noch eine lange Zeit auf Energieimporte  angewiesen, auch hier können die unterschiedlichen Lösungswege die vorhandenen Flächenkonflikte entschärfen. Wenn andere Länder auf Atomkraft setzen, dürfen wir diese Entscheidung nicht ächten. Wir sollten es erst mal besser machen. 

Der Energiebedarf steigt stetig.

Es geht nicht nur um das Klima und den Umweltschutz. Es geht auch darum, Energie langfristig bezahlbar zu halten. Die Konflikte in unserem Land werden nicht weniger. Hohe Energiepreise schaden uns allen. Schon heute verlegen Unternehmen Ihre Produktionen in Ausland. Ein prominentes Beispiel: Mercedes-Benz. Die Produktion der Verbrenner und auch E-Fahrzeuge wird vorrangig in anderen Ländern erfolgen. Der günstige Atomstrom ist nahezu überall verfügbar.  Günstige Energie gibt es in unserem Land vermutlich lange Zeit nicht mehr.

Nachhaltige Energie kann langfristig günstiger sein.

Die Differenz zwischen regionalem Energiebedarf und verfügbare Leitung, macht unsere Energie teuer. Genau hier müssen wir ansetzen. Photovoltaik Anlagen können auch nach Ihrer vollen Leistungsfähigkeit genutzt werden. Hausbesitzer und Unternehmen sollten die eigen bereitgestellte Energie auch vorrangig selber verbrauchen und damit die Last in unserem Energienetz verringern. Anlagen sind auch nach 15 Jahren nutzbar, nur die hergestellte Energieleistung reduziert sich vorrangig.  

Solange wir auf die zentralisierte Energiegewinnung setzten, haben wir keine Chancen auf nachhaltige Energieherstellung im ausreichenden Maße. Moderne Verteilersysteme müssen mehr auf die Lokale Energiegewinnung ausgerichtet werden. Wenn wir das nicht schaffen, erreichen wir unsere CO2ziele nur Einschränkung. Die Einschränkungen werden hart sein. Das Wirtschaft- und Sozialsystem wird gewaltig einbrachen. Zudem werden andere Länder Ihre Ziele durchsetzten und Ihre Ziele verfolgen. Ob diese dann nachhaltig und sozial verträglich sind, kann man bezweifeln. Jedenfalls ist China oder die USA kein Vorbild in diesen Bereichen. Klar ist auch, gerade diese zwei Länder sind hauptverantwortlich für die CO₂-Entwicklung auf unserer Welt.

Liebe Regierungs-Parteien, liebe SPD, liebe Grünen und liebe Kollegen der Freien Demokraten. Packt die Chance an. Tut alles für das Energiesystem der Zukunft. Denn so wie es ist, kann es nicht bleiben. Eine weitere Abhängigkeit von Kohle, Gas muss vermieden und zügig reduziert werden. Die Forschung in allen Energiequellen müssen zugelassen werden. Die internationale Zusammenarbeit muss intensiviert werden. Aber auch die Energiespeicher müssen forciert werden. Der beste Augenblick damit zu beginnen, ist heute!

Ein interessanter Vortrag über 100 % erneuerbare Energien in Deutschland: Schaffen wir das mit dem aktuellen Energieverbrauch? Im Vortrag von Christian Holler und Joachim Gaukel geht es um die mögliche Umsetzung auf dem Weg zur Energiewende in Deutschland.

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